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Die Frau und die Liebe der Zukunft vor 100 Jahren

In einer Zeit (1871 - 1914), in der Frauen kein Wahlrecht hatten, als Schiedsperson lediglich aufgrund ihres Geschlechtes abgelehnt werden konnten, nicht studieren durften, Versorgungsehen und Geldheiraten üblich waren, aber auch junge Männer ihre ersten sexuellen Erfahrungen oft nur im Bordell oder mit Dienstmädchen machen konnten, ist es heute besonders interessant zu sehen, wie sich Frauen und Männer vor 100 Jahren die Zukunft der Frau und der Liebe, die Frauenwelt und die Emanzipation in der Zukunft vorgestellt haben.

Der heutige Leser kann im Banne dieser Vergangenheit und den vergangenen Zukunftsvisionen sein eigenes aktuelles Liebesleben reflektieren und feststellen, was denn heute von den Liebesutopien und den geplanten Zukunftswelten der Frauen alles eingetroffen ist und was noch einer Verwirklichung harren könnte.


Zum 110. Todestag der Friedensnobelpreisträgerin                                     Bertha von Suttner am 21. Juni 2024

Erstmals wird der Beitrag von Frauen zur frühen deutschen Science Fiction 1871 - 1914 untersucht.
Herausragende Vertreterin ist dabei die spätere Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1843 - 1914), die sogar Kurd Laßwitz, den „Vater der deutschen Science Fiction“, thematisch inspirierte und ihn später dazu motivierte, seine verstreuten SF-Erzählungen 1890 in dem Novellenband „Seifenblasen“, eine der ersten deutschen SF-Story-Sammlungen über-haupt, zusammenzufassen.
Von 1879 - 1911 reüssierte sie selbst mit 3 bedeutenden utopischen Romanen und mehreren SF-Kurzgeschichten um einen „Zeiterweiterungs-apparat“ oder ein „Mikrochronoskop“, einem „Minutenvergrößerungs-Apparat“, mit dem sie schon ein Raum-Zeit-Phänomen antizipierte, das erst sehr viel später von Laßwitz (1887) und H. G. Wells (1894/1901) literarisch behandelt wurde und so einen frühen Höhepunkt dieser neuen Gattung kreierte.
Für die anderen heute weitgehend unbekannten oder anonymen Autorinnen war hingegen ausschließlich die kurze Novelle die von ihnen präferierte Form der Science Fiction, zu der sie dann auch jeweils nur 1 bis 2 Beiträge verfassten.
Die besten dieser feministischen oder sogar antifeministischen Utopien und Dystopien beeindrucken durch die technische Komplexität der Frauenwelten sowie die Antizipation einer fernen Zukunft u.a. im Jahr 2500 (Therese Haupt, 1899) oder eines fremden Planeten wie dem Mars (E. Tanne, 1910).
Auch dürfte es mit Franziska Kapff-Essenther (1849 - 1899) eine Frau gewesen sein, die 1884 als erste Retortenbabys und eine funktional geklonte Menschheit in die deutsche Literatur eingeführt hat und damit den meisten damaligen männlichen Schriftstellerkollegen und ihren eher eindimensionalen utopischen Novellen weit voraus war.
L. Falb antizipierte 1890 gar, dass der künftige männliche „Universalmensch“, von sich Automaten-Kopien anfertigen lassen wird, die dann für ihn u.a. die Konversation oder das Tanzen mit Frauen übernehmen können.
Zudem galt für die frühe feministische SF, dass die Frauenwelt der Zukunft stets eine Welt des Friedens war und oft sogar aus den Ruinen der von Männern geführten Kriege entstanden ist.
So wollte die beliebte Mädchenbuchautorin Magda Trott (1880 - 1945) schon im Herbst 1914 – nach Beendigung des Weltkriegs durch deutsche Wunderwaffen – einen „Frauenstaat“ in der Lüneburger Heide etablieren.
Trotzdem haben auch Frauen wie Thea von Harbou oder P. Berendt um 1913 patriotische Kriegsutopien geschrieben, die mit Tarnkappenbombern, Radium- und Elektrowaffen oftmals zukunftstechnisch sogar innovativer waren, als diejenigen der meisten männlichen Autoren dieser Zeit.
Die Antithese zu den von Frauen entworfenen Zukunftswelten ist, dass besonders in der damaligen utopisch-antifeministischen Karikatur seit 1873 die Emanzipation der Frau übel diskreditiert wurde und sie erst oft als studentische Burschenschaftlerin oder später um 1900 sexistisch als vollbusige Soldatin lächerlich gemacht wurde, was zahlreiche Illustrationsbeispiele und weitverbreitete Ansichtskarten belegen. Das wird zudem auch an zwei zeitgenössischen SF-Texten zu eierlegenden Frauen (1890) sowie zur degenerativen Verweiblichung des Mannes mit Männermilch (1887) exemplifiziert.

Eleganter Glanz-Paperback 13,5 x 20  cm
mit 162 Seiten und zahlreichen Abbildungen
ISBN 978-3-910234-68-0
49,80 Euro



Anlässlich des 114. Internationalen Frauentages am 8. März 2024:

Erstmals wird der historische Beitrag der frühen deutschen Science Fiction 1861 - 1916 zum Antifeminismus untersucht.
Wenn auch das Subgenre der antifeministischen Utopie eher eine Nischenliteratur in der frühen deutschen Science Fiction darstellte, wurde die utopisch-antifeministische Karikatur in humoristischen Zeitschriften und Postkartenserien jedoch unter dem Duktus „Die Frauenbewegung bedeutet den moralischen Bankrott der Männerwelt“ weit verbreitet.
Im utopischen Gewand ließen sich die Frauenbewegung, Frauenrechte, Emanzipation („Diese neue Emanzipation macht alle echte Männlichkeit zum Hohn.“) und Gleichstellung der Frau („Die Frauen diktieren die Gesetze und unter ihrem Regiment werden die Männer kurz gehalten.“) hemmungslos diskreditierten, so durch parfümierte Männer in Frauenkleidern, rauchende Frauen in Männerkleidung, Ärztinnen, die Männer untersuchen, Richterinnen, die über Männer urteilen („Jeder Mann hat von vornherein unrecht ... man müßte das ganze Geschlecht ausrotten.“), im Weltparlament ohne Männer über diese entscheiden, Männer von der Hochschulausbildung fernhalten und sie stattdessen ausschließlich Hausarbeit machen lassen („Es geht nichts über einen häuslich erzogenen Mann.“), Ehefrauen, die ihren Mann auspeitschen, wenn er den Säugling nicht rechtzeitig versorgt, Männer, die totgeküsst werden und in einen „Liebesstreik“ treten müssen, männertolle Abgeordnetinnen, die meistens aufgrund von Schwangerschaft, Stillzeit oder „Frauenleiden“ nicht an den Sitzungen teilnehmen können, oder diese vorzeitig beenden, um sich in den Nebenräumen mit unverheirateten Männern zu vergnügen, sowie ein Bartverbot und die Zwangsehe für ledige Männer einführen, Frauen, die im Frauenstaat ihre infantilen Männer verachten und sich neuankommenden „echten Männern“ sofort unterwerfen.
Bis auf eine photonenstrahleninduzierte feminin-chromosomale Gechlechtsdeterminierung, die Antizipation von oviparen Frauen und die degenerative Verweiblichung des Mannes mit Männermilch hat das Subgenre der antifeministischen Utopie keine literarisch bedeutenden Texte hervorgebracht. Es wurden lediglich mehr als ein halbes Jahrhundert lang stets die gleichen frauen- und emanzipationsfeindlichen utopischen Stereotypen reproduziert, die letztendlich nur die damaligen Verlustängste vieler Männer bei einer völligen Gleichstellung mit der Frau widerspiegelten und in die Zukunft transferiert wurden.
Technische SF-Elemente fehlen hingegen weitgehend in den antifeministischen Utopien, sodass die wenigen Ausnahmen deshalb zu den heute noch lesenswerten Texten zählen, so diejenigen mit einem anthropomorphen Bildungs- und Prügelautomaten, einer Maschine, die KI-generierte Lyrik produziert, und besonders der Antizipation einer laßwitzaffinen, hypertechnisierten und -mobilen Zukunftswelt des Jahres 2499.
Das auffällige Fehlen von SF-Elementen ist daher symptomatisch für die antifeministische Utopie, die sich weniger als eine humorvolle oder ernsthafte Antizipation der Zukunft geriert, sondern durch die „utopische Methode“ primär die Frauenbewegung der Gegenwart diskreditieren wollte.
Die bedeutenden und produktivsten SF-Autoren der Zeit haben sich hingegen nicht antifeministisch geäußert, sondern in ihren besten Werken eher eine profeminine Zukunft mit vollständiger Gleichberechtigung antizipiert.
Doch auch in der damaligen utopisch-antifeministischen Karikatur seit 1873 wurde die Emanzipation der Frau übel diskriminiert, sodass sie zuerst oft als studentische Burschenschaftlerin oder später um 1900 sexistisch als vollbusige Soldatin lächerlich gemacht wurde, was zahlreiche Illustrationsbeispiele und weitverbreitete Ansichtskartenserien belegen, wobei die Tanz-, Heirats- und Kuss-Automaten noch zu den harmlosesten Karikaturen zählen.

Inhalt:
Zum antifeminin-utopischen Geleit
Genese der deutschen Science Fiction und die ersten utopischen Frauengestalten in den 1870er Jahren
Antifeminismus in der frühen deutschen Science Fiction
1861 Hundert Jahre Frauenemanzipation
1872 Die Fraueninsel
1883 Emancipationsblüthen
1886 Eine Parlamentssitzung in hundert Jahren
1887 Männermilch – Nieder mit den Ammen!
1890 Die Brutanstalt der eierlegenden Frauen
1890 Emancipata Zukunftsmusik
1894 Das Frauentribunal
1895 Fräulein Doctor
1895 Protest-Meeting
1896 Zur Männerfrage
1896 Eine Schulkonferenz im Jahre 2000
1897 Unter gescheiten Frauen
1898 Nach 100 Jahren
1899 Die Frau nach fünfhundert Jahren
1899 Aus dem Tagebuch eines jungen Mannes anno 2000
1901 Die Emanzipierten
1905 Im Reiche der Phäaken
1906 Anthropoovaropatus, der ovipare Mensch
1906 Fräulein Dr. jur. Cocos Werbung
1906 Im Frauenstaat. Aus einer Reichsratstagung
1907 Zukunftsmusik Männermangel
1908 In fünfzig Jahren
1910 Der letzte Leutnant
1911 Die Welt ist ein Theater
1911 Der Afrikaforscher am Kochherd
1914 Die Frauen von Utopia
1916 Die weibliche Gefahr
Die utopisch-antifeministische Karikatur 1873 - 1910 in Zeitschriften und Postkartenserien
Auswahlbibliographie
Sekundärliteratur

Eleganter Glanz-Paperback 13,5 x 20 cm
mit 212 Seiten und zahlreichen Abbildungen
ISBN 978-3-910234-71-0
49,80 Euro


Anlässlich des 115. Internationalen Frauentages am 8. März 2025:

Frauen haben im langen 19. Jahrhundert ebenfalls schon früh Science Fiction sowie feministische und antifeministische Utopien zur Frauenwelt der Zukunft verfasst, die in dieser Anthologie mit ausschließlich weiblicher SF des Kaiserreichs erstmals umfangreich präsentiert werden.

In der bedeutenden dystopischen SF-Novelle „Ein gelöstes Problem“ (1884) löst Franziska Kapff-Essenther das „Problem“ ihrer Zeit, die „Frauenfrage“, radikal. In ihrer Zukunftswelt gibt es keine Frauen mehr, sondern nur noch Retortenbabys und geklonte Männer.
In der dagegen recht zahmen Utopie L. von Bolskis „In hundert Jahren“ (1887) bestimmen Frauen das gesellschaftliche und universitäre Leben in einer globalisierten, hypermobilen Welt, sodass einem missliebigen männlichen Universitäts-Dozenten schnell gekündigt werden kann und der in ihn verliebten Studentin nur noch übrigbleibt, an einem Fläschchen zu riechen, in dem die Gefühle als „Geruch von Liebe und Treue“ konserviert werden.
In „Ein Ball im Jahre 1990“ (1890) von L. Falb sind die „Universalmenschen“ zu faul zum Tanzen und zur Konversation mit Frauen, sodass die Männer sich durch mehrere Automatenkopien vertreten lassen.
Therese Haupt antizipierte schon 1899 in „Die Frau nach fünfhundert Jahren“, dass, nachdem ein mörderischer Weltkrieg den Großteil der Männer vernichtet hat, nun geistig und körperlich überlegene Frauen die globalisierte und hypermobile, technik- und wissenschaftsorientierte Welt bestimmen, während die infantilen Ehemänner ihnen nur zeitweise angetraut sind. Bei Liebeskummer kann man sich „einen neuen nichtsfühlenden Herzmuskel“ einsetzen lassen.
Franziska Wolf löst in der kurzen Dystopie „Zukunftsmusik“ (1907) den künftigen gravierenden Männermangel in Europa, bei dem die wenigen Männer von Frauen schon totgeküsst wurden, durch einen neuen Messias, der einen Massenselbstmord der Frauen predigt.
„Im Lande Philhomonien“ von Anna Costenoble („Die Ehe ist eine chemische Reinigungsanstalt für den Mann,“ 1907) drohen hingegen ganze Großstädte zu veröden, weil die Heiratsscheu der Männer zu keinen Ehen mehr führt, bis die Frauen ankündigen, in einem Frauenstift ins Zölibat  gehen zu wollen, sodass: „Wochenlang hatte das Standesamt keine Ferien mehr.“
Paula Hart entwarf 1910 in ihrer „Zukunftsskizze aus dem Jahre 2010“ eine degenerierte Gesellschaft in einer müßigen Welt des Luxus, in der die Chirurgie so weit fortgeschritten ist, dass bei Sportflügen verunglückte Männer aus Organresten wieder zusammengeflickt werden können und Dienstboten aus Grönland sowie Gespielinnen für die Kinder in Europa aus den Kolonien eingeflogen werden.
E. Tanne postulierte 1910 in „Die Frauenwelt auf dem Mars“, dass nur eine Separierung von der Männerwelt zur gleichberechtigten Emanzipation der Frau führen wird und fordert zudem „Menstruationshäuser“. Denn: „Nur Frauen können Frauen erziehen, unterrichten, richten und regieren.“
Ellen Key („Die Frau der Zukunft wagt, Gefühle zu empfinden und zu bekennen, die sie jetzt unterdrückt und verhehlt,“ 1899) antizipierte in der Kurzdystopie  „Die Frau in 100 Jahren“ (1910) für das Jahr 2000 eine weitgehend gleichgeschaltete und vollständig reglementierte Gesellschaft, in der das Leben chemisch und mechanisch bestimmt wird, der Freiheits- und Individualitätsdrang durch Impfungen unterdrückt wird sowie „Männer masculinfrei und Frauen femininfrei“ konditioniert werden, sodass die Geschlechter nur noch anhand ihrer Kleidung unterschieden werden können.
Dora Dyx setzt in „Die Frau und die Liebe in 100 Jahren“ (1910) auf die „radioaktiven Sympathiestahlen der Seele und des Herzens“, die sichtbar gemacht und gemessen werden können, sodass es „ein Vortäuschen oder Vorspiegeln von Liebe nicht mehr geben kann“.
In der technischen Kriegsutopie von P. Berendt 1913 ist eine Frau „Die Herrin der Lüfte“, die eine kriegsentscheidende Radium-Defensivwaffe erfindet, mit ihrem neuartigen Luftschiff den selbsternannten „Gott der Erde“ Armenius besiegt und sogar einen Weltkrieg verhindert, um nach der gewonnenen finalen Schlacht „nur noch die deutsche Frau zu sein, die für ihren Gatten lebt und sorgt.“
Magda Trott wollte hingegen in „Vor der Gründung des Frauenstaates“ schon im Januar 1914 – nach einem sehr prophetisch antizipierten Weltkrieg, der mittels deutscher Wunderwaffen gewonnen wird, – einen „Frauenstaat“ in der Lüneburger Heide etablieren.
Auch für Luise Schulze-Brück (1914) war in „Die Frau der Zukunft“ nach Frauenwahlrecht und weiblichen Abgeordneten der Frauenstaat die logische Konsequenz für „die Gesundung unseres Volkes.“
Eines ist allen weiblichen Utopien gemeinsam: Die Frauenwelt der Zukunft ist eine Welt des Friedens und die Zukunftsehe ist eine Ehe auf Zeit.

Inhalt:

Zum feminin-utopischen Geleit
1884 Franziska von Kapff-Essenther   Ein gelöstes Problem
1887 L. von Bolski  In hundert Jahren
1890 L. Falb   Ein Ball im Jahre 1990
1899 Therese Haupt  Die Frau nach fünfhundert Jahren
1907 Franziska Wolf  Zukunftsmusik
1907 Anna Costenoble  Im Lande Philhomonien
1910 Paula Hart  Zukunftsskizze aus dem Jahre 2010
1910 E. Tanne  Die Frauenwelt auf dem Mars
1910 Ellen Key  Die Frau in hundert Jahren
1910 Dora Dyx  Die Frau und die Liebe in 100 Jahren
1913 P. Berendt  Die Herrin der Lüfte
1914 Magda Trott  Vor der Gründung des Frauenstaates
1914 Luise Schulze-Brück  Die Frau der Zukunft
Nachwort: Die Zukunft vor 100 Jahren war (auch) weiblich – Die Genese der Gattung in Deutschland und die ersten Frauen, die 1873 - 1914 Science Fiction verfassten.
 

Eleganter Glanz-Paperback 13,5 x 20 cm
mit 306 Seiten und zahlreichen zeitgenössischen Illustrationen
ISBN 978-3-910234-72-7
49,80 Euro



Die bisher umfangreichste Anthologie zur Science Fiction der Kaiserzeit

Auf 562 Seiten stark erweiterte Neuauflage mit nun 28 utopisch-erotischen Novellen

Die Geburt der modernen deutschen Science Fiction 1871 erfolgte mit den Zukunftsliebesgeschichten vom Vater der modernen deutschen Science Fiction, Kurd Laßwitz (1848 - 1910), die durchaus frei nach Schweikert als „Am Anfang war der Höhepunkt“ bewertet werden können. Der 23-jährige Laßwitz fabulierte in komplizierten Dreiecksbeziehungen nicht nur über die Liebe im 39. Jahrhundert, in dem die Liebe mit einer Weltformel errechnet wird, sondern auch über die extraterrestrische Liebe eines Cerebrer-Pärchens. Seine "Oxygen und Aromasia" sind bis heute die Romeo und Julia der deutschen Science Fiction.

In den späteren Novellen kommen hingegen die Liebenden durch Zukunftstechnik zusammen bzw. die Zukunftstechnik ist der Garant für eine glückliche und dauerhafte Beziehung. Doch auch die Liebesentfremdung durch die Technik in Fernbeziehungen mit telephonisch übertragenen Gefühlen, Automatenfrauen und seelenlosen synthetischen Schönheiten, die Gleichmachung und Umkehrung der Geschlechter, die „Verweiblichung“ der Männer zu säuglingsstillenden „Weiberichen“ oder der Kauf von Liebe und Ehefrau im Warenhaus sowie die Manipulation von Gefühlen durch Chemikalien und eine Art "Lackmuspapier der Liebe" werden zumeist humorvoll geschildert. Sogar die Liebe zu einem außerirdischen Blumenwesen und einer lichtblauen Himmelsfrau sind Thema von Erzählungen, während andere Autoren antierotische und asexuelle Liebesdystopien mit in Säcken, die man heute Burka nennt, gekleidete Frauen und (!) Männer sowie Sex Ü 30 für die nahe Zukunft antizipierten. Auch der "Antierotiker" Paul Scheerbart favorisierte bei seinen Venusbewohnern eine asexuelle Fortpflanzung und setzt in einer Himmlischen Ehe ganz auf die platonische Liebe. Für Fritz von Briesen sind im 25. Jahrhundert im Reich von Kaiser Wilhelm XXIII. die Frauen vom Aussterben bedroht und Frauen ohne Brille mit Blondhaar und Busen sind exotische Seltenheiten geworden.

Erotik wird aufgrund der Prüderie und Zensur der damaligen Zeit im Wilhelminischen Kaiserreich fast ausschließlich nur dezent angedeutet, wenngleich der für die Zukunft antizipierte Sex auf Knopfdruck 1897 schon revolutionär war, Gustav Meyrink 1904 erotische Zukunftssitten beschreibt, in denen Frauen mit ihren Brüsten applaudieren, und Hans Flesch 1914/17 sogar einen wehrkraftzersetzenden Luststaat „Libertia“ ausrief und eine weibliche Dreiklassengesellschaft mit Beruftstätigen, Müttern und Prostituierten postulierte. Von besonderer Bedeutung sind auch die eierlegenden Frauen von H. H. Ewers 1906 und die utopische Erziehungsanstalt von Frank Wedekind 1901, in der Frauen von Geburt an zu staatlichen Prostituierten erzogen werden und Promiskuität als oberstes Staatsprinzip gilt, sowie die 3 expressionistischen SF-Liebesgeschichten 1918/19 von Salomo Friedlaender (Mynona) über ein utopisches Brautbett, eine extraterrestrisch-nichthumanoide Braut und die Totale Vereinigung.


Inhalt:

1871 Kurd Laßwitz                            Oxygen und Aromasia                                                      

1877 Kurd Laßwitz                            Liebe gegen das Weltgesetz                                           

1897 Paul Scheerbart                      Himmlische Ehe!                                                        

1897 Johannes Cotta                       Eine elektrische Ehe                                                         

1900 Hermann Löns                        Lex Heinze                                                                     

1901 Frank Wedekind                     Mine-Haha

1903 Carl Grunert                            Die Fern-Ehe                                                                 

1904 Gustav Meyrink                      Hony soit qui mal y pense                                             

1905 Siegmar Schultze-Galléra    Im Reiche der Phäaken                                  

1906 Hanns Heinz Ewers               Anthropoovaropartus, die eierlegende Frau

1906 Friedrich Gruner                    Fräulein Cocos Werbung

1907 Otto Grautoff                          Die Automatenfrau                                                     

1908 Friedrich Streißler                 Odorigen und Odorinal

1909 Friedrich Thieme                  Das Warenhaus der Zukunft                                                               

1909 Friedrich Thieme                  Das lebende Bild                                                         

1909 A. Ulrich                                  Luftdroschke Nummer 5599                                                    

1911 Fritz von Briesen                    Der Sonnenlicht-Automat                                         

1911 Paul Scheerbart                     Die neue Oberwelt der Venushaut                           

1908 Friedrich Streißler                Das Radium als Ehestifter

1913 Carl Grunert                           Der Ätherseelenmensch                                                                               

1913 Wilhelm Schmidtbonn        Der Flieger und die Himmelsfrau                                                          

1914 Fritz von Briesen                   Der Liebes-Bazillus                                                

1914 Rudolf Bartzsch                    Das Autokino                                                                                                              

1914 Hans Flesch                          Die Revolution der Erotik                                                                                             

1917 Hans Flesch                          Der Satan im Luststaat „Libertia“ 

1919 Salomo Friedlaender          Das widerspenstige Brautbett

1918 Salomo Friedlaender          Die langweilige Brautnacht

1918 Salomo Friedlaender          Beschreibung meiner Braut


Die Liebe der Zukunft vor 100 Jahren

28 Utopisch-erotische Novellen 1871 - 1919

Eleganter A5-Hardcover mit Leseband

562 Seiten mit 22 ganzseitigen Originalillustrationen

4. stark erweiterte Auflage 2019

ISBN 978-3-946366-21-3

49,80 Euro




Erotische Science Fiction um 1890 mit einer Symbiose von Sex und SF                                                                                           

10 frühe zukunftstechnisch-erotische Science Fiction Erzählungen aus der frivolen Zeitschrift „Caviar“ 1887 - 1891. Erstmals nach 130 Jahren wiederveröffentlicht

In der nach 6 Jahrgängen schon Ende 1891 faktisch verbotenen, ersten deutschsprachigen frivol-pikanten Zeitschrift „Caviar“, dem deutschen "Playboy" des 19. Jahrhunderts, sind fast ausschließlich anonym u.a. von Ferdinand Groß und Hermann Löns zahlreiche zukunftstechnisch-erotische Texte erschienen, die eine frühe originelle Symbiose der beiden neuen Literaturgenres, der Science Fiction und der „Pikanten Lektüre“ in den späten 1880er Jahren belegen.

Eine staatliche Brutanstalt in "Phant-Asien" mit 10 Illustrationen (!) eierlegender Frauen, die ihre nicht ausgebrüteten Eier entweder verkaufen oder zur Nahrungszubereitung nutzen, eine 2-Stunden-Ehe mit "Eheblitzableitern" und 3000 Volt-Keuschheitsgürteln, "Luftsteuer" und Zwangsimpfung (!) im Jahr 2000 in einem weitgehend polizeilich reglemen-tierten Zukunftsstaat, in dem Politiker durch Automaten ersetzt sowie Gesetze und Gerichtsurteile von Maschinen gemacht werden, ein pene-tranter Liebhaber, der durch eine Sexpuppe getäuscht wird, eine Vagina, die von Professor Wunderlich vom Rücken einer Frau an die richtige Stelle operiert wird, eine elektrosensitive Alarmglocke, die außereheliche Affären und sexuelle Aktivität durch intensives Klingeln meldet, biochemisch veränderte und ausschließlich staatstreue Bürger, die Säuglinge mit Männermilch stillen, ein Indiskretions-Apparat und ein Liebes-Thermometer, mit dem die Libido bei Mann  und Frau im voraus gemessen werden kann.

Die 10 Novellen, die nun erstmals nach 130 Jahren wiederveröffentlicht werden, und von denen die immer noch aktuellen "Phant-Asien" und "Im Jahr 2000" sogar zu den bis heute besten deutschsprachigen SF-Stories überhaupt zählen dürften, dokumentieren die Originalität dieser frühen Symbiose aus Sex und SF schon vor mehr als 130 Jahren – und dies stets in äußerst lust- und humorvoller Form sowie oft sogar mit viel versteckter Kritik an Gesellschaft, Gesetzgebung, Staat, Polizei und Militär.   

Inhalt:

1887 Nieder mit den Ammen!                                                    

1887 Die Alarmglocke                                                                   

1887 Ein verhängnisvolles Weihnachtsgeschenk                      

1887 Der Indiscretions-Apparat                                                 

1888 „Laß Dich nicht gelüsten …“                                               

1888 Das Muttermal am unrechten Ort                                 

1889 Homunculus                                                                         

1889 Das Liebes-Thermometer                                                   

1890 In der Brutanstalt von Phant-Asien                                      

1891 Im Jahre 2000                                                                                     

Nachwort: Sex und SF – eine frühe Symbiose in der frivolen Zeitschrift „Caviar“ 1887 – 1891                   


INITIO OVUM Die Brutanstalt der eierlegenden Frauen                                                                

178 S. mit 30 Originalabbildungen aus dem "Caviar"                                                                                                                                          Eleganter Glanz-Paperback 20 cm x 13,5 cm                                                                                                                                                       ISBN 978-3-946366-45-4                                                                                                                                                                                         29,80 Euro